Mittwoch, 26. Februar 2014

Gesche Rapten: Der Geist und seine Funktionen


Richtige Wahrnehmung
Bei einer richtigen oder direkten Wahrnehmung handelt es sich um einen ungetäuschten Geist, der frei von Vorstellung ist. Die Objekte existieren so, wie  sie der Wahrnehmung erscheinen.
Der grösste Teil unserer Wahrnehmungen sind direkte Wahrnehmungen, d.h. sie erfassen die Objekte richtig.

Falsche Wahrnehmung
Hierbei handelt es sich um einen getäuschten Geist, der ebenfalls frei von Vorstellung ist. Die Objekte existieren nicht so, wie  sie der Wahrnehmung erscheinen.
Dies geschieht bspw. bei einem Defekt im Sehorgan. Bei einer Gelbsucht sehen wir alles gelb getönt, oder in einem Traum, wenn wir ein Objekt sehen, so existiert dieses in uns und nicht ausserhalb als reales Objekt.




Direkte Sinneswahrnehmung
Sinneswahrnehmung durch einen ungetäuschten Geist, frei von Vorstellung in Abhängigkeit eines physischen Sinnensorgans als spezifische (Auge sieht Form, Ohr hört Ton), ermächtigende Bedingung.
Eine ungetäuschte Erkenntnis irrt sich nicht bezüglich dessen, was ihr erscheint.
Frei von Vorstellung bedeutet, dass das Objekt dem Geist ohne projiziertes, geistiges Bild erscheint, nämlich so, wie es wirklich existiert.

Selbsterkennendes Bewusstsein
Eine direkte Wahrnehmung. Die erfassten Objekte sind Geisteszustände und zwar von derselben Substanz wie diese Geisteszustände. Sie betrachten nie ein äusseres Phänomen.
Es wird der Aspekt eines erfassenden Geistes angenommen.

Fremderkennendes Bewusstsein
Alle Geisteszustände, vorstellungsfrei oder konzeptuell, die ein äusseres Phänomen erfassen, das von anderer Substanz ist.
Es wird der Aspekt eines erfassten Geistes angenommen, nämlich des erfassten Objektes.
Nehme ich bspw. einen blauen Fleck wahr, so ist das Objekt der Sehwahrnehmung etwas Erfasstes (der blaue Fleck), nicht dessen erfassender Geist. Meine eigene Sehwahrnehmung hingegen nehme durch das selbsterkennende Bewusstsein mit dem erfassender Geist wahr.

Direkte Geisteswahrnehmung
Geisteswahrnehmung durch einen ungetäuschten, fremderkennenden Geist, frei von Vorstellung in Abhängigkeit eines Geistesorgans als spezifische, ermächtigende Bedingung.
Sie entsteht unmittelbar nach einer direkten Sinneswahrnehmung und unmittelbar vor einer Vorstellung.

Direkte yogische Wahrnehmung
Ein ungetäuschtes, vorstellungsfreies, fremderkennendes Weisheitsbewusstsein im Geist eines Arya (ein Wesen, das die Identitätslosigkeit erkannt hat). Die ermächtigende Bedingung ist die Verbindung von Samatha (konzentrative, geistige Ruhe) mit Vipassana (erhöhte Einsicht).

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